Ohne Software ist alles nichts - denn Software ist das Medium, das unsere moderne Welt am Laufen hält. Das gilt auch für bayerische Unternehmen, die im Gegensatz zum kalifornischen Silicon Valley materielle Güter wie Autos, Flugzeuge, Werkzeugmaschinen oder Traktoren entwickeln und produzieren. Aber Software ist unsichtbar. Und deshalb fehlt häufig das Bewusstsein, dass es auf die Qualität der Software-Systeme ankommt, um qualitativ hochwertige Produkte herstellen zu können. Das soll sich mit dem bayerischen „Center for Code Excellence” (CCE) ändern, das fortiss heute eröffnet. Prof. Alexander Pretschner, wissenschaftlicher Direktor von fortiss und Lehrstuhlleiter Systems & Softwareengineering an der TU München, erläutert, warum Software flexibel, sicher und langlebig sein muss.
Warum ist die Qualität von Code bzw. der Programmierung so wichtig?
Wenn ein Unternehmen Maschinen kauft, dann möchte die Geschäftsführung, dass diese 20, 30, 40 oder 50 Jahre lang halten und flexibel an Kundenbedürfnisse angepasst werden. Und bei Softwaresystemen ist es häufig genauso. Die Anwender haben Interesse daran, dass ihre Software-Systeme das tun, was sie tun sollen, und bei technischen Änderungen weiterhin funktionieren und nicht immer wieder neu entwickelt werden müssen. Kurz: Software muss funktional, flexibel, sicher, langlebig, gut zu warten und nutzerfreundlich sein.
Welche konkreten Konsequenzen folgen aus diesen Anforderungen für bayerische Unternehmen?
Gerade in Bayern gibt es einen großen Mittelstand mit Wurzeln im Maschinenbau. Software ermöglicht, mit den vorhandenen Hardwarekomponenten unterschiedliche Produkte oder Systeme sehr viel günstiger und flexibler zu bauen, um so am Markt zu bestehen. Wenn man Hardware über Software konfiguriert, kann man in größeren Stückzahlen bauen, was dann die Kosten reduziert. Wird die Software als Konfigurationsvehikel verwendet, lassen sich sehr viel größere Margen erzielen.
Welche Ziele möchten Sie mit dem neuen bayerischen Center for Excellence erreichen?
Wir haben uns drei Ziele gesetzt: Erstens möchten wir das Bewusstsein um die Notwendigkeit exzellenter Software stärker ins Bewusstsein der Verantwortlichen rücken. Wir wollen ihnen helfen zu verstehen, was Software-Exzellenz ist. Was gehört dazu, um welche Komponenten handelt es sich? Zweitens wollen wir ihnen helfen, Softwaretrends zu erkennen und die eigenen Kompetenzen zu erhöhen. Deshalb werden wir entsprechende Austauschforen, Workshops und Schulungen anbieten. Hier können sich Firmenvertreter und Softwareentwickler begegnen und diskutieren. Wir wollen auf jeden Fall branchenübergreifend arbeiten, also auch Unternehmen unterstützen, die "nur" Software für Kunden oder ihre eigenen Geschäftsprozesse erstellen.
Und drittens...
... wollen wir gemeinsam über Möglichkeiten und Ausbildungskonzepte nachdenken, um das Wissen um herausragende Software in bayerische Unternehmen hineinzubringen. Denn viele Software-Verantwortliche sind keine ausgebildeten Software-Ingenieure. Das ist nicht weiter tragisch. Aber die Verantwortlichen müssen natürlich trotzdem dafür Sorge tragen, dass die Systeme, die von einem Ingenieur auf eine bestimmte Art und Weise gebaut werden, dauerhaft in ihren Unternehmen einsetzbar sind und entsprechende Qualitäten aufweisen.
Die Unternehmen könnten sich von einem der großen Dienstleister beraten lassen.
Als Landesforschungsinstitut handeln wir im Auftrag des Freistaats. Das neu eröffnete Center for Code Excellence ist eine Institution, die unabhängig arbeitet und nicht profitorientiert ist.