Die Wirtschaft in Indien wächst und damit auch der Energiebedarf. Da die veraltete Infrastruktur nicht mithalten kann, sind Stromausfälle an der Tagesordnung. Das lässt sich ändern, wie das Forschungsprojekt „Stabiliz-Energy“ zeigt: Unter Federführung von fortiss haben europäische und indische Partner am Campus der Amrita-Universität in Kerala ein Verteilnetz im Niederspannungsbereich von 400 Volt installiert. Das Mikro-Netz (micro grid), das aus 13 Knoten besteht, läuft nicht nur zuverlässig und rekonfiguriert sich bei Störungen selbst. Ein Teil der Energie wird auch aus erneuerbaren Energiequellen gespeist.
Ausschlaggebend hierfür waren das Design des Verteilernetzes, eine robuste Kommunikationsinfrastruktur sowie ein intelligenter Stromzähler, um alle relevanten Datenpunkte zu erfassen. Die von fortiss entwickelte Software-Lösung arbeitet dezentral und folgt einem selbstähnlichen Architekturkonzept: Die fortiss-Experten haben die gleiche Software-Architektur auf unterschiedlichen Ebenen eingesetzt – vom Stromzähler über die Aggregatoren bis zur Energieleitwarte.
Damit lassen sich Daten aus unterschiedlichen Quellen verarbeiten, aufbereiten und integrieren. Sollte ein Knoten einmal ausfallen, übernehmen dessen Aufgaben andere Knoten im Netz. Außerdem lässt sich jeder der 13 Knoten mit Hilfe einer mobilen Anwendung zentral oder individuell überwachen und steuern.
Simulation
Eine Besonderheit ist die weiterentwickelte und an die Landesgeografie angepasste Simulationsumgebung. Mit Hilfe dieses Werkzeugs lassen sich Anwendungsfälle wie Strom- und Spannungsschwankungen, Beschädigungen des Netzes oder Stromdiebstahl testen und entsprechende Lösungen auf die Installation im Feld übertragen.
Sollte einmal eine Leitung zusammenbrechen, kann das Verteilnetz den Fehler nicht nur erkennen. Indem es Alternativverbindungen zwischen den Knoten aktiviert, ist es auch selbstständig in der Lage, sich zu rekonfigurieren. Damit ist die Energieversorgung zu jeder Zeit gesichert.
Das Projekt „Stabiliz-Energy“ wurde vom BMBF gefördert und durch die Initiative INNO INDIGO unterstützt. Letztere soll die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Indien und Europa voranbringen und Industriepartner bei Forschungsprojekten einbinden.